Die Gemeinde Bedburg-Hau feiert 225 Jahre Bestehen!
Zu diesem Anlass erhält jeder Bedburg-Hauer Haushalt bis zum 26.05.2025 eine Karte, welche aus Samenpapier hergestellt wurde, in seinem Briefkasten. Diese kann eingepflanzt werden und wird im Sommer eine Blumenwiese zaubern. Wer keine Karte erhalten hat, kann sich diese im Rathaus an der Zentrale abholen.

Eine kurze Geschichte Bedburg-Haus
Bedburg-Hau ist, wie alle Gemeinden in NRW, als solche eine junge Gemeinde, ihre Ortsteile haben aber eine lange Geschichte. In Qualburg fand man Spuren, die ins 1. Jh. n. Chr. datiert werden können. In späteren Zeiten stand hier vermutlich ein kleines Kastell, für das Jahr 359 erwähnt Ammianus Marcellinus eine Civitas Quadriburgium, die mehrheitlich mit dem heutigen Qualburg identifiziert wird.

Quelle: Gemeindearchiv Bedburg-Hau, FS 3, Fritz Getlinger (Erben);
Gemeindearchiv Bedburg-Hau, FS 633, Heinz Schoemaker.
Das alte Qualburg überstand die Völkerwanderungszeit, ein fränkisches Grab stammt aus dem 7. Jh. In dieser Zeit gründeten Benediktiner des Abtei Corbie zur höheren Ehre Gottes und zur Auffüllung des Klostersäckels eine Niederlassung, die zum Kern des Ortes Huisberden wurde. Dies zeigt, dass schon seit dem frühen Mittelalter das Gebiet Bedburg-Haus als landwirtschaftlich wertvoll erkannt wurde. Im Laufe der Zeit wuchs die Bevölkerung langsam aber stetig. Aus dem 9. und 10. Jh. sind Hinweise auf eine Pfarrei um die Kirche St. Vincentius (Till) festzustellen, während sich ab dem 12. Jh. auch auf dem Gebiet Bedburg-Haus die hochmittelalterliche europäische Blütephase bemerkbar machte:
Das heutige Hau entstand als Rodungssiedlung und 1121/24 gründete der Graf von Kleve, zu dessen Herrschaftsbereich das Gebiet Bedburg-Haus zu dieser Zeit gehörte, auf dem Gebiet des Ortes Schneppenbaum ein Prämonstratenserkloster. Klostergründungen gingen immer mit einer weiteren Erschließung und Entwicklung der ihnen angehörenden Landgüter einher. Auch Hasselt entstammt einer mittelalterlichen Siedlung auf einer hochwassersicheren Geest und bei Till ist wohl seit 1188 eine Bauernschaft urkundlich belegt.
Das Gebiet Bedburg-Haus war immer Teil der Grafschaft, ab 1417 Herzogtum, Kleve. Zur Verteidigung ihrer Territorien legten die Fürsten des Heiligen Römischen Reichs umfangreiche Landwehren an, einer deren Durchlässe dem Ort Schneppenbaum ab dem Beginn des 15. Jhs. seinen Namen gab. In den klevischen Ämtern lagen einige Rittersitze, von denen heute noch das Haus Rosendal, das Haus Eyl und vor allem das Schloss Moyland erhalten sind. Im Jahre 1609 ging Kleve an das Kurfürstentum Brandenburg(-Preußen) über.

Quelle: Gemeindearchiv Bedburg-Hau, FS 1290.
Mit der französischen Revolution ab 1789 begannen gewaltige Veränderungen der europäischen Sozialordnung. Die Heere des revolutionären Frankreichs eroberten die linksrheinischen Teile des Heiligen Römischen Reichs, im Oktober 1794 standen sie im Gebiet Bedburg-Haus. Die preußische Kommunalverwaltung blieb die folgenden Jahre zunächst in Amt und Würden, um 1800 wurde allerdings eine neue Verwaltungsstruktur eingerichtet. In den zweihundert Jahren seitdem wurden die einzelnen Orte Bedburg-Haus immer wieder mal wie Legosteine zu neuen Gemeindeverbänden zusammengesetzt.
Mit Wirkung vom 23.10.1800 wurden neue Gemeinden anstelle der alten Ämter eingerichtet: die Bürgermeistereien, auf Französisch Mairien. Dieser Tag gilt heute als Geburtstag Bedburg-Haus. Zunächst wurden die Orte Till, Moyland, Schneppenbaum, Hasselt, Qualburg sowie die Bauerschaft Riswick zur Mairie Till zusammengefasst. Die Orte Hau, Donsbrüggen und Materborn bildeten die Mairie Materborn, während Huisberden der Mairie Grieth zugeschlagen wurde.
Im Jahre 1814 wurde der linke Niederrhein durch Preußen von den Franzosen (zurück-)erobert. 1816 änderten die Mairien ihren Namen in Bürgermeistereien, der territoriale Zuschnitt blieb aber bestehen. Lediglich intern wurden die Orte Till und Moyland zu Till-Moyland zusammengelegt sowie Hasselt organisatorisch dem Ort Schneppenbaum untergeordnet. 1820 erhielt die Bürgermeisterei Till einen großen Zuwachs: Die seit 1741 in Pfalzdorf bei Goch lebenden und erfolgreich wirtschaftenden Pfälzer entsandten aufbaubegierige Mitbürger ins Amt Till, wo sie mit königlich preußischer Genehmigung den Ort Louisendorf (benannt nach der legendären preußischen Königin, die selbst Napoleon die Stirn geboten hat) gründeten.
Das Dorf hat bis heute sprachlich und kulturell ein eigenes Gepräge und ist auch siedlungsstrukturell als geplante Gründung erkennbar. Im Zentrum steht die Elisabethkirche, umgeben von einer zentralen Wiese und einem der größten und einzigen viereckigen Kreisverkehr Deutschlands.

Quelle: Gemeindearchiv Bedburg-Hau, FS 1432, Willy Goebels.
Ein einschneidendes Ereignis in der Geschichte Haus (zu der Zeit Teil der Bürgermeisterei Materborn) war zwischen 1908 und 1912 die Einrichtung der Rheinischen Provinzial Heil- und Pflegeanstalt. Sie war damals eine der größten und modernsten psychiatrischen Kliniken Deutschlands.

Quelle: Gemeindearchiv Bedburg-Hau, FS 54, Imperial War Museums, London.
1927 änderten die Bürgermeistereien ihre Bezeichnung erneut, diesmal in Amt, die neubenannten Ämter Till und Materborn blieben territorial aber unangetastet. Lediglich Huisberden als Teil des Amtes Grieth wurde 1935 Teil des vergrößerten Amtes Kalkar, dem die Ämter Appeldorn und Grieth zugeschlagen wurden.
Mit der „Schlacht im Reichswald“ Anfang 1945 fand eine der schwersten Schlachten gegen Kriegsende im Raum des Niederrheins statt, in deren Zuge auch kurzfristig ein Lager auf dem Gelände der Hauer Klinik eingerichtet war, das die von den Alliierten evakuierte Zivilbevölkerung des Klever Gebiets aufnahm.
Mit Beginn der britischen Besatzung ließen es sich die neuen Herren Deutschlands nicht nehmen, einmal mehr die territorialen Zuschnitte der Klever Gemeinden zu ändern. Das Amt Materborn wurde vollständig aufgelöst, Hau kam zum Amt Till, während Donsbrüggen zum Amt Rindern kam und Materborn selbst in die Stadt Kleve eingemeindet wurde. Huisberden wurde aus dem Amt Kalkar hinaus- und in das Amt Griethausen hineingenommen.
Im Zuge von verschiedenen Modernisierungsabsichten im Laufe der 1960er Jahre wurde eine neue Struktur der nordrhein-westfälischen Kommunalverwaltung entwickelt und gegen zum Teil heftigen lokalen Widerstand durchgesetzt. Am 1. Juli 1969 wurde die moderne Gemeinde Bedburg-Hau gegründet. Der Ortsbestand des Amtes Till mit Till-Moyland, Schneppenbaum (mit Hasselt), Qualburg, Louisendorf und Hau wurde um den Ort Huisberden vermehrt, der aus dem aufgelösten Amt Griethausen stammte. Die Bauerschaft Riswick wurde in zwei gleichgroße Hälften geteilt, deren eine an die neue Gemeinde Bedburg-Hau und deren andere an die Stadt Kleve fiel. Auch das 1949 gegründete Siedlungsdörfchen Rodenwalde wurde Bedburg-Hau zugeschlagen. Seitdem hat es bis heute keine weiteren territorialen Veränderungen mehr gegeben und die Gemeinde wächst von Jahr zu Jahr weiter zusammen, auch wenn die Identität der einzelnen Ortsteile (zum Glück!) noch immer stark ausgeprägt ist. Zahlreiche Heimat-, Orts- und Geschichtsvereine halten die Lokalgeschichte Bedburg-Haus in Erinnerung. Vom 30.09. bis 08.10.2000 wurde der 200. Geburtstag Bedburg-Haus ausgiebig mit zahlreichen Veranstaltungen und historischen Festumzügen gefeiert.

Quelle: Gemeindearchiv Bedburg Hau.

Vorstellung der Wappen der Gemeinde Bedburg-Hau.
Quelle: Gemeindearchiv Bedburg-Hau, FS 823.

Quelle: Gemeindearchiv Bedburg-Hau, FS 850, Bernd Mörsen.